Das Angebot an Sattelunterlagen ist mittlerweile vielfältig, bunt und fast unüberschaubar. Oft macht sich jedoch Ratlosigkeit breit aufgrund des Überangebotes an vielversprechenden Pads und trendigen Satteldecken. So manche Satteldecke ist dabei eher ein modisches Accessoire als eine zweckmäßige Unterlage, die den Schweiß des Pferdes aufnimmt und dadurch das Sattelleder schützt, was die ursprüngliche Funktion der Satteldecke darstellt. Satteldecken aus glatten Satinstoffen, liebevoll mit Glitzersteinen oder Pailletten verziert, sehen zugegebenermaßen hinreißend aus.
Als hippe Satteldecken noch verpönt waren
Hippe Sattelunterlagen sind zu einem modischen Wettstreit geworden, wie es scheint. Wenn jedoch der Sattel nicht optimal passt, möglicherweise weil das Pferd eben ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen hat, kann all der Glitzer und Satin auch nicht helfen, dann rutscht der Sattel noch mehr. Warum bin ich da so kritisch? Ich komme von einer eher pragmatischen Sichtweise, die mir meine Lehrmeister immer wieder eingetrichtert haben. War damals das Equipment sehr auffällig und die gezeigte reiterliche Leistung eher unzureichend, wurde das sofort vor versammelter Mannschaft kommentiert. „Können wir sie nicht überzeugen, so müssen wir sie eben blenden“, oder noch sarkastischer „von der Farbe bekommt der noch Kolik“ waren die vernichtenden Kommentare des Trainers.
So haben wir uns und unsere Pferde damals lieber unauffällig, dafür aber zweckmäßig gekleidet. Haben uns auf das Training konzentriert und waren genügsam in vielerlei Hinsicht, nach dem Motto „Nicht getadelt ist schon Lob genug“. Dieser alte Schlag an Trainern ist in der heutigen Zeit fast ausgestorben. In Stallgemeinschaften ist das zeitgemäße Outfit von Reiter und Pferd mittlerweile Gang und gäbe.
Ich kann gut verstehen, dass die Uhren heute anders ticken, gibt es doch mittlerweile so ziemlich alles zu kaufen. Also warum soll mein Pferd nicht auch chic sein. Wahrscheinlich ist es Einstellungssache oder eine Typfrage, ob man sich mit der alten Satteldecke noch in die Bahn traut, könnte es doch zu Vorurteilen meiner Reitkollegen oder -kolleginnen führen. Natürlich gibt es auch das andere Extrem wo Satteldecken und Pads bereits wirklich erneuert gehören, da sie einfach in die Jahre gekommen sind und schon Materialschwächen aufweisen. Lieblings-Satteldecken die viel gewaschen werden, stellen dabei genauso ein Problempotenzial für den Pferderücken dar, wie solche, die schon ihre eigene Talgschicht entwickelt haben. Wenn bei dir das Wohl des Pferdes und die Funktionalität deines Equipments im Vordergrund steht, wirst du deine Satteldecken und Zusatzpads prüfen, bevor du sattelst. Viele Hersteller bemühen sich genau darum, sowohl trendige als auch funktionale Sattelunterlagen anzubieten. Schauen wir uns also mal genauer an, was es mit der geeigneten Sattelunterlage so auf sich hat.
Was macht eine gute Sattelunterlage aus?
Die geeignete Sattelunterlage sorgt für eine gute Schweißaufnahme, rutscht nicht, verteilt den Druck des Sattels gleichmäßig und ist hautverträglich. Bei sensibler Haut hat sich Baumwolle bewährt, sie ist robust und hautverträglich zugleich. Verzichte beim Waschen deiner Sattelunterlagen möglichst auf Waschmittel und Weichmacher. Die Haut deines Pferdes und das Fell besitzen eine natürliche Talgschicht, welche eine Schutzfunktion darstellt. Durch Weichmacher wie Waschpulver und Weichspüler kann das natürliche Milieu der Haut gestört werden. Wenn du auf der Sattellage deines Pferdes ungewöhnlich sensible Stellen entdeckst, macht es Sinn deine Satteldecken einmal genauer anzuschauen.
Weich und fest zugleich.
Die Sattelunterlage ist dann geeignet, wenn sie weich und gleichmäßig ist, jedoch keine Falten schlägt oder klumpig wird. Zu weiche oder nicht formstabile Unterlagen können bei der Druckbelastung, die zwischen Pferderücken und Sattel entsteht, schnell ihre Materialeigenschaften verlieren und sollten ausgemustert werden. Wenn du Satteldecken einkaufst, mache es wie bei deiner eigenen Kleidung und stelle dir vor, wie sich das Material für dein Pferd anfühlt und was die Satteldecke alles aushalten soll.
Erkenne deine Sattelsituation klar und ehrlich
Pferde, die zu dick sind, neigen häufiger dazu, dass der Sattel rutscht. Durch eine Satteldecke in Kombination mit einem zusätzlichem Pad oder zu dicke Sattelunterlagen wird es oft noch rutschiger. Hier empfiehlt sich eine dünne Satteldecke, wenn möglich aus besonders rutschfestem Material.
Pferde die etwas zu wenig Substanz haben sind im Bereich der Sattellage oft sensibel. Hier kann ein weiches Pad die Lösung sein. Aufgepasst bei dicken Materialien die an den falschen Stellen zu viel auftragen und für punktuellen Druck sorgen. Wenn dein Sattel zum Beispiel ohne Pad im Schwerpunkt liegt und du gerade sitzen kannst, du mit Pad allerdings das Gefühl hast, nach hinten gekippt zu sitzen, kann es sein, dass dein Pad den Sattel im Wirbelkanal am Widerrist zu eng macht und für punktuellen Druck sorgt. Dein Sattel klemmt also am Widerrist. Hier können Materialien helfen, die sich auf punktuellen Druck schön dünn machen und flächigem Druck stand halten.
Du kannst dies ganz einfach testen, indem du probierst, ob das Material sich zwischen deinen Fingern leicht auf ein paar Millimeter zusammendrücken lässt. Wenn du nun versuchst, das Material zwischen deinen Handflächen zusammenzudrücken und das nur schwer geht, hast du ein Material, das in der Lage ist Unregelmäßigkeiten gut auszugleichen. Normalerweise sind die Sattelkissen dafür zuständig den Druck gleichmäßig am Pferderücken zu verteilen. Wenn dein Sattel nun schon etwas älter ist, aber grundsätzlich gut passt, kann so eine Sattelunterlage den Komfort für dein Pferd wieder herstellen.
Zusatzpads mit Auswirkung auf den Schwerpunkt
Wenn sich dein Pferd noch im Wachstum befindet, das bei den meisten Pferden erst im siebten Lebensjahr abgeschlossen ist, wenn alle Wachstumsfugen in den Knochen geschlossen sind, kann es sein, dass es vorne oder hinten „überbaut“ ist. Du erkennst das am besten, wenn du dein Pferd auf geradem Untergrund aufstellst und es von der Seite betrachtest. Du schaust den Widerrist und den höchsten Punkt am Becken an, sind diese nicht auf gleicher Höhe, kann es sein dass dein Sattel aus dem Schwerpunkt gekommen ist. Mit einem vorne oder hinten erhöhtem Pad kannst du den Ausgleich des Sitzschwerpunktes bei deinem Sattel wieder erreichen. Auch hier gilt es zu beobachten, wann sich die Situation wieder reguliert (auswächst) und du das Pad nicht mehr brauchst. Ebenfalls können Pferde nach Verletzungspausen oder mit fortschreitendem Alter solche Gebäudeveränderungen über den Sattel aufzeigen, indem sich der Sitzschwerpunkt aus der Mitte verschiebt. in jedem Fall sollte die Ursache der Veränderung erkannt werden und der Sattel sollte so gut wie möglich angepasst sein, bevor du mit Ausgleichspads arbeitest.
Die Haltbarkeit deiner Sattelunterlagen verlängern
Bei Lammfell beispielsweise kannst du nach schweißtreibender Arbeit das feucht gewordene Lammfell mit einer Wurzelbürste wieder auflockern, um es gleichmäßig flauschig zu halten. Viel benutzte Satteldecken auch auf der Unterseite kontrollieren und rechtzeitig reinigen bzw. austauschen, wenn sie stark verschmutzt sind! Wenn das Material bereits schwächelt, gehören die Sattelunterlagen ausgemustert. Nach dem Reiten lohnt es sich, die feuchten Unterlagen separat zum Trocknen aufzuhängen, das schont auch den Sattel.
Aufpassen bei erhöhter Talgproduktion im Pferdefell
Wenn dein Pferd zu vermehrter Talgproduktion neigt, kann der Talg an der Satteldecke Klümpchen bilden, die reiben. Prüfe einfach vor jedem Satteln aufs neue kurz deine Sattelunterlage. Erhöhte Talgproduktion im Pferdefell kann fütterungsbedingt sein, im Fellwechsel vermehrt auftreten oder mit dem Schwitzverhalten deines Pferdes zusammenhängen.
Dein Pferd entscheidet
Bei all den theoretischen Fakten und Beobachtungen, die während eines Satteltermins bereits am Putzplatz besprochen werden können, ist noch immer der praktische Test beim Reiten entscheidend. Das letzte Wort hat dein Pferd. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass so manche Sattelsituation angegurtet, mit Reitergewicht und in Bewegung nochmal ganz anders aussieht. Jedes Reiter-Pferd-Paar ist individuell und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Dem Einen kann man (fast) alles anziehen und dem Anderen eben nicht. Dein prüfender Blick und das Reitgefühl, das dir dein Pferd vermittelt, werden dir helfen dich für die richtige Sattelunterlage zu entscheiden.
Um es mit den Worten eines Reitmeisters zu sagen:
„Konzentriere dich auf dein Pferd und dein Reiten, nicht auf deine Ausrüstung!"
Manuel Jorge de Oliveira
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