Oft 10 bis 100 Mal so teuer wie eine Handtasche dazu handgefertigt und aus echtem Leder, ist der Sattel für dein Pferd nicht nur nützlicher Schutz, sondern auch Handwerkskunst aus Naturmaterialien. Die anatomische Passform und das Know-how, das dahinter steckt, dir einen passenden und schönen Sattel zu bauen, kommt noch dazu. Was es noch zu wissen gibt, bevor du dich für den nächsten Sattel entscheidest, liest du hier.
Wenn du vor dem Sattelkauf Klarheit über einige Fragen hast, wirst du garantiert den richtigen Sattel für dich finden. Besonders wenn du noch nicht viel Erfahrung mit Sätteln hast, weil du noch am Anfang der Reitausbildung stehst oder nach langen Jahren wieder ins Reitergeschehen einsteigst, kann die Sache mit dem Sattel erstmal verwirren. Die optimale Passform für das Pferd ist ein ganz eigenes Thema, auf das ich in diesem Artikel nicht weiter eingehe. Gehen wir einfach mal davon aus, dass der Sattel deinem Pferd passt. Hier geht es darum, welcher Sattel dir in deiner aktuellen Ausbildungsphase weiter hilft.
Wenn du vorwiegend im Dressurviereck an deinen feinen Hilfen und deiner präzisen Einwirkung auf dein Pferd arbeitest, ist natürlich ein Dressursattel zu empfehlen. Ein Dressursattel eignet sich am besten für dich, wenn folgendes auf dich zutrifft:
- Du reitest bereits in allen drei Grundgangarten
- Du kannst losgelassen und ausbalanciert sitzen
- Du hast das Ziel, hauptsächlich in der Reitbahn mit deinem Pferd zu arbeiten
- Du hast einen Trainer, der dich in der Dressurausbildung fördert
- Du möchtest deinem Pferd feine und genaue Hilfen geben
- Du hast den Anspruch, präzise und nah am Pferd zu sitzen
Denn der Dressursattel wurde entwickelt, den Reiter ganz klar definiert und mit langem Bein in den Schwerpunkt zu setzten, um eben ganz präzise Hilfen zu geben. Für lange Ausritte und steiles Gelände sowie die weiterführende Arbeit im Springen, wirst du mit dem Dressursattel an seine Grenzen stoßen.
Es gibt Dressursattelmodelle mit flachem Sitz und geringer Pausche, die auch im Gelände den Ansprüchen gewachsen sind, wie zum Beispiel beim bergauf- und bergabreiten in den Entlastungssitz zu gehen.
Modelle mit besonders tiefem Sitz und viel Kniepauschen werden heutzutage möglicherweise etwas falsch verstanden. So mancher Trainer spricht da schon mal von einer Sitzprothese. Warum? Weil du während deiner Reitausbildung nicht schummeln kannst, um besser zu werden. Dicke Kniepauschen sind nicht dazu erdacht, deinen Halt in den Grundgangarten zu sichern, sondern sollen dir in komplexeren Lektionen wie Galoppwechseln oder Pirouetten Stabilität geben. Ich empfehle hier oft Kniepauschen zum Kletten, die du jederzeit verändern oder gar komplett weglassen kannst, um an deinem losgelassenen und ausbalancieren Sitz zu arbeiten.
Von allem ein bisschen ...
Der Vielseitigkeitssattel oder All Purpose Sattel weil er sowohl den Dressursitz mit langem Bein als auch den verkürzten Bügel zu lässt. Je nach Ausprägung des Vorschnitts, also wie weit du mit deinem Knie nach oben kommen kannst wenn du den Bügel kürzer schnallst ohne an der Kniepausche zu klemmen, unterscheiden wir in VS Springen und VS Dressur Sättel.
Der VS Sattel kann besonders dann Sinn machen wenn du ein junges Pferd ausbildest und in der Grundausbildung neben der Arbeit im Dressurviereck auch noch viel Ausreiten gehen möchtest. Für Cavalettiarbeit und Springen ist der VS Sattel, je nach Vorschnitt des Sattelblattes, ebenfalls gut geeignet. In deiner eigenen Reitausbildung gilt beinahe dasselbe wie für ein junges Pferd, du sammelst mehr Lernerfahrung, wenn du verschiedene Dinge, also Ausreiten, Dressurtraining und Cavalettiarbeit kombinierst. Das macht dich auf Dauer zum besseren Reiter - wir haben die Pferde gefragt, sie haben es uns bestätigt ;-)
Was die englische Reitweise im klassischen Sinn angeht, fehlt in dieser Aufzählung noch der Springsattel. Hier geht es darum, möglichst flexibel sitzen zu können und den Bügel auch bei der „flat work“ relativ kurz geschnallt zu lassen. Als „flat work“ bezeichnet man das gymnastizierende Dressurreiten im Springsattel. Am Anfang der Springausbildung werden dicke Pauschen bevorzugt, da sie dem Knieschluss mehr Halt geben. Hier ist es genau umgekehrt wie beim Dressursattel, bei dem je komplexer die Lektionen werden, die Pauschen immer größer werden, wenn man in den heutigen Turniersport schaut. Beim Springen werden die Pauschen und Sitzflächen flacher, je höher gesprungen wird. Für deinen passenden Springsattel ist es wichtig, deine Ziele zu kennen. Für die Mutigen unter euch, die hoch hinaus möchten, ist weniger Pausche angesagt.
Für eine klare Einschätzung deines Ausbildungsstandes fragst du am besten deinen Trainer, die Person die dich trainiert, kann dir wichtige Anhaltspunkte zur Wahl deines nächsten Sattels geben. Bei einem Satteltermin mit mir kannst du verschiedene Modelle testen, um den Unterschied zu erfahren.
In diesem Artikel habe ich die drei Hauptformen des sogenannten Pritschensattels beschrieben, die wir in der klassischen westeuropäischen Reitweise kennen. Heutzutage gibt es im deutschsprachigem Raum auch immer mehr rassespezifische Reitweisen, die auch ihre spezielle Besattelung mit sich bringen.
Da jeder seiner Herkunft entsprechend mit einer bestimmten Reitweise und Pferderasse aufgewachsen ist, kennt man diese am besten. Ich bin mit den klassischen Sätteln groß geworden und beschreibe dir natürlich, womit ich mich am besten auskenne und worauf ich mich als Sattlerin spezialisiert habe.
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